Ich bin doch keine Maschine…
Ob sich Tim Benzdko mit Psychosomatik beschäftigt hat? Jedenfalls passt seine Liedzeile Ich bin doch keine Maschine hervorragend zu einem Buch, welches ich derzeit lese und sehr empfehlen möchte: Christian Schubert: Was uns krank macht – was uns heilt (2016).
Dieses Buch des renommierten Psychoneuroimmunologen, der an der Universität Innsbruck forscht und lehrt, macht in verständlicher Sprache deutlich, dass Stress ein Ganzkörpererlebnis ist. Er erläutert, wie die verschiedenen Systeme Hormone, Nervenbahnen, und Immunsystem miteinander in Wechselwirkung stehen. Noch in den 70er Jahren war Lehrmeinung, dass das Immunsystem eigentlich getrennt vom Rest des Körpers funktioniert (S. 93). Mit Betonung auf funktioniert – als könne man den Menschen als Maschine verstehen und behandeln, lokal hier und da einen Schalter betätigen oder ein Rädchen auswechseln, und schon funktioniert alles wieder.
Schubert erläutert, dass man dem Philosophen René Descartes zuschreibt, dass dieser den menschlichen Köper als Maschine sah und damit den Dualismus Körper und Seele verfestigt hat.
Die Trennung von Körper und Seele ist leider in der modernen Medizin noch bis heute gang und gäbe. Viel zu selten wird der ganze Zusammenhang betrachtet, denn dazu müsste man folgende Fragen stellen: Warum tritt die Krankheit jetzt auf, warum ist es diese Krankheit, warum heilt die Wunde so verzögert, warum dauert die Erkältung manchmal so kurz und manchmal will sie nicht verschwinden??? Genau das interessiert auch den Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie bzw. die ältere Bezeichnung Psychotherapeutische Medizin. Wie führt das eine zum anderen und wie reagieren wir darauf, mit unseren Gedanken, unserem Verhalten und eben auch mit unseren inneren körperlichen Vorgängen, so dass wir in der Summe krank geworden sind? Es lohnt sich, diese Fragen zu stellen und herauszufinden, welche „biopsychosoziale“ Faktoren dazu geführt haben, dass der Mensch erkrankt oder in einer Krankheit verbleibt. Mit diesen Fragen beginnt die Heilung.
Gerne nächstes mal mehr.
Sabine Ott
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