Das Licht der Liebe ist stärker als der Schatten des Abschieds.

Diesen Spruch finde ich gut. Lange habe ich eine Trauerkarte gesucht, wegen eines Todesfalls im erweiterten Bekanntenkreis. Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die sich schriftlich gut ausdrücken können und auch in solch emotionalen Situationen den richtigen „Ton“ treffen. Vielen Menschen geht das anders. Viele tun sich schwer mit dem Schreiben von Trauerkarten, weil sie die Angst haben, sich nicht „richtig“ auszudrücken, vielleicht unhöflich oder distanziert oder gar altklug zu erscheinen. Denn wir wissen, dass Trauernde besonders viele Antennen haben, und da kann die falsche Wortwahl unempathisch wirken oder schlimmstenfalls verletzen. Was der Sender meint, kommt beim Empfänger nicht unbedingt genauso an. Und dann ist es so, dass die Trauerkarte nur Text ermöglicht und damit die nonverbale Kommunikation völlig wegfällt. Und wehe, es schleicht sich ein Schreibfehler ein. Aus Angst machen wir erst mal nichts (= Prokrastination!), und wir bekommen ein schlechtes Gewissen. Schlechtes Gewissen lähmt und  macht das Vermeidungsverhalten schlimmer.

Was hilft? Handelsübliche Trauerkarten helfen (mir) nicht weiter. Insbesondere stolpere ich über den weit verbreiteten Spruch: Aufrichtige Anteilnahme. Wie soll denn meine Anteilnahme anders als „aufrichtig“ sein? Meine Anteilnahme ist echt und unverstellt, das ist doch selbstverständlich… Eine andere Trauerformulierung geht noch weiter: „Mit dem aufrichtigsten Beileid“. Was soll denn hier mit dem Superlativ noch betont werden? Geht aufrichtiger als aufrichtig??? Ich frage mich, ob das Wort „aufrichtig“ vielleicht im Sinne von unverstellt, echt, ernsthaft, vielleicht auch herzlich gemeint ist. Dann würde es Sinn machen. Ich merke aber, dass das einfach nicht meine Worte sind, für mich schwingt da etwas Falsches mit. Ich könnte jemanden fragen, dem es leichter fällt, sich schriftlich auszudrücken. Es hilft auch, wenn ich mir vorstelle, was ich selbst in solch einer Situation gerne lesen würde. Ich kann auch mit mir selbst sprechen: Leg los, beginne einfach, trau dich, dich zu zeigen mit deinem Text auf der Grundlage deines ehrlichen Mitgefühls. Höre auf deine innere Stimme…

Mit dieser Haltung habe ich dann eine Trauerkarte gefunden, die mit warmen Farben den o.g. Satz anbietet: Das Licht der Liebe ist stärker als der Schatten des Abschieds. Auf der Innenseite habe ich nur wenig geschrieben, dann noch meine Unterschrift, und das Angebot, einmal vorbeikommen, wenn die Trauernde es möchte.

So ist es (für mich) gut und ich hoffe, dass ich den echten „Klang“ vermitteln konnte. Er kam von Herzen.

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